VERBINDENDE KLÄNGE 2015
Benefizkonzert für Miteinander leben und Rainbowtrust
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Programm (PDF)

Werkeinführung:

Johannes Brahms (1833-1997): Akademische Festouvertüre in c-moll, op.80

Die Akademische Festouvertüre entstand im Sommer des Jahres 1880 in Bad Ischl, zur gleichen Zeit wie die Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81. Anlass zur Komposition der Festouvertüre war die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Brahms durch die Universität von Breslau im Jahre 1879. Die Uraufführung fand am 4. Januar 1881 unter Brahms’ Leitung in Breslau statt. Im Vergleich zur Tragischen Ouvertüre gewann die Akademische Festouvertüre mehr an Beliebtheit.
Die Ouvertüre verarbeitet kontrapunktisch Zitate folgender Studentenlieder:
• Wir hatten gebauet ein stattliches Haus (bzw. Ich hab mich ergeben) – das Lied von der Auflösung der Urburschenschaft.
• Alles schweige (Hört, ich sing das Lied der Lieder) – eine Phrase aus dem Landesvaterlied
• Fuchsenritt (Was kommt dort von der Höh) – das Fuchsenlied, im Volksmund auch bekannt als Ein Schneider fing ´ne Maus
• Gaudeamus igitur als Maestoso-Finale
Brahms selbst verglich die Akademische Festouvertüre und die Tragische Ouvertüre, als er einmal sagte, „die eine lacht, die andere weint“.
Rudolf Streicher hat diese Ouvertüre bereits in seiner Studentenzeit an der Montan-Universität Leoben erfolgreich aufgeführt. In Stockerau erklang dieses Werk in den Jahren 2000, 2007 und eben auch heuer wieder, jeweils unter Rudolf Streicher.


Carl Maria von Weber (1786-1826): Konzert für Fagott und Orchester in F-Dur, op.75

Das Fagottkonzert F-Dur op. 75 von Carl Maria Weber gehört zu den Standardwerken der Fagottliteratur, neben dem Fagottkonzert von Mozart ist es sicher das bekannteste Solokonzert für das oft unterschätzte Instrument.

Im März 1811 kam der damals 25-jährige Carl Maria Weber nach München. Für seinen Freund Heinrich Bärmann, einen der brillantesten Klarinettisten seiner Zeit, schrieb er kurz nach seiner Ankunft ein Concertino für Klarinette und Orchester, das sowohl für den Komponisten als auch für den Solisten ein großer Erfolg war. Nicht nur das Publikum war begeistert, sondern auch der bayrische König, in dessen Kapelle Bärmann engagiert war. Er gab bei Weber direkt zwei große Klarinettenkonzerte in Auftrag, die bis heute häufig gespielt werden. Auch die anderen Musiker des Münchner Orchesters wollten natürlich an diesem Erfolg teilhaben und bestürmten Weber nun plötzlich mit Bitten, für sie und ihr Instrument Solokonzerte zu schreiben. Der Einzige, der mit diesen Bitten Erfolg hatte, war Georg Friedrich Brandt, der Solofagottist der Münchner Hofkapelle. Auf sein Betreiben hin erging ein Kompositionsauftrag des Königshofes an Weber, der zwischen dem 14. und 27. November 1811 das Konzert schrieb, am 28. Dezember 1811 wurde es dann von Brandt im Münchner Hoftheater uraufgeführt. Weber selbst war bei dieser Uraufführung nicht anwesend, er hatte München kurz zuvor verlassen und war in die Schweiz gezogen.
Georg Friedrich Brandt war ein Schüler des Fagottisten Ritter, der in der Mannheimer Hofkapelle gespielt hatte. In Paris hatte Ritter mit Mozart zusammengearbeitet, er war der Solist bei der Uraufführung der Symphonie concertante KV 297B. Nach seiner Solistenkarriere zog Ritter als Lehrer nach Berlin. Auch sein Schüler Brandt hatte eine respektable Karriere als reisender Virtuose, 1806 ließ er sich dann aber in München nieder, wo er als Hofmusiker eine sichere Anstellung gefunden hatte. Hin und wieder unternahm Brandt aber noch immer Konzertreisen, das Weber-Konzert wurde dabei sein besonderes Glanzstück, er spielte es unter anderem in Wien, Prag und am Hof von Ludwigslust.
Die Originalhandschrift blieb allerdings im Besitz des Komponisten, der sie elf Jahre später, 1822 noch einmal hervorholte, als sein Verleger Schlesinger in Berlin das Fagottkonzert zusammen mit den beiden Klarinettenkonzerten drucken wollte. Für die Veröffentlichung überarbeitete Weber das Konzert, in erster Linie nahm er Retuschen an der Instrumentierung vor und ergänzte Intrerpretationshinweise (dolce, con fuoco etc.).

Es freut uns sehr, dieses Fagottkonzert heuer erstmals seit Bestehen der Musikfreunde in Stockerau aufführen zu können. Nach jahrelangen Bemühungen ist es Herrn Streicher gelungen, einen der prominentesten Fagottisten Wiens nach Stockerau zu holen. Herr Prof. Richard Galler, Solofagottist der Wiener Symphoniker, ist nicht nur der Nachfolger von Milan Turkovic an der Musikuniversität in Wien, sondern auch dessen Nachfolger im Ensemble Wien-Berlin, das derzeit weltweit wohl beste Bläserquintett.


Ludwig van Beethoven (1770-1827): Symphonie Nr. 4 in B-Dur, op. 60

Beethovens 4. Sinfonie erfreute sich zu Lebzeiten des Komponisten großer Beliebtheit, wohingegen sie heute zu seinen vergleichsweise seltener gespielten Symphonien gehört. Nicht so in Stockerau. Rudolf Streicher hat sie 1995, 2002 und nach weiteren 13 Jahren auch heuer wieder aufs Programm gesetzt.
Das Werk wurde im Herbst des Jahres 1806 vollendet, also in einer Phase, in der sich Beethoven wegen seiner Liebe zur Comtesse Josephine Brunsvik, verwitwete Gräfin Deym, in einem Hochgefühl befand, was sich besonders im markanten Thema 1 (1. Satz, Allegro) zeigt, das sich zu einer heiteren gefühlsmäßigen Ekstase fortspinnt. Ignaz von Seyfried charakterisierte den Tondichter zu dieser Zeit als „heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch“. Dieses Glücksgefühl schlägt sich in seiner vierten Sinfonie nieder; das Orchesterwerk ist insgesamt von freundlichem, hellem und idyllischem Gestus. Dieser offenbart sich merkwürdigerweise nicht von Anfang an, da die Adagio-Einleitung zum ersten Satz in düsterem b-Moll steht. Die später komponierte Schlachtensinfonie Wellingtons Sieg erinnert sehr an diese 4., da sie gerade im ersten Satz sehr ähnliche Marschthemen beinhaltet. Robert Schumann bezeichnete diese dem Grafen Franz von Oppersdorf gewidmete Sinfonie als die „romantischste“ aller Sinfonien Beethovens und charakterisierte sie außerdem als „eine griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“ (gemeint sind die 3. und 5. Sinfonie).
Die Uraufführung des Werks erfolgte im März des Jahres 1807 im Palais des Fürsten Lobkowitz in Wien unter der Leitung des Komponisten. Zur ersten öffentlichen Präsentation gelangte das Werk am 15. November desselben Jahres im Wiener Burgtheater.

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